Redertenstock 2295m, am 23.02.2020

Kurz nach 8 Uhr am Sonntag morgen fahren wir bei Regen am Wägitalersee entlang. Jetzt bereue ich, dass ich mich für eine Skitour auf den Mutteristock überreden liess. Ich habe den Pazolastock vorgeschlagen, der schien mir schneesicherer zu sein.

 

Es hilft alles nichts, hier sieht es trostlos aus. Kein Schnee weit und breit. Ich sage noch: «Wenn hinter der nächsten Kurve kein Wunder geschieht, war`s das mit Skitour für heute». Tatsächlich ragt zuhinterst am See, aus dem Tal ein kleiner weisser Fleck Schnee bis fast zum See. Hier beim Parkplatz stehen rund ein Dutzend Leute mit langen Gesichtern am Diskutieren. Als wir sie ansprechen, was sie zur Situation meinen. Stellt sich heraus, die kommen aus dem Wadtland.

 

Auf dem Wanderweg hinter dem Bach liegt doch tatsächlich etwas Schnee. Was haben wir denn schon zu verlieren? Wir können eh nichts anderes mehr machen. Also schnallen wir die Skier an und laufen mal los. Weit kommen wir nicht, nur bis zum Wald. Dann ist Ski tragen angesagt. Rund etwa 400m, danach geht es wieder auf den Skiern weiter. Es hat nicht wirklich viel Schnee, aber es reicht gerade um kein Bodenkontakt zu haben.

 

Je höher wir laufen desto besser wird es mit der Schneehöhe, die Qualität vom Schnee ist etwas anderes, denn es regnet immer noch. Wir kommen nur langsam voran, Melanie und Mareike haben Skischuhe, die sie ausgeliehen haben. Die Dinger drücken fürchterlich. Jetzt werden wir auch noch von den Wadtländern überholt, die scheinen sich verdoppelt zu haben.

 

«Wieso kommen rund zwei Dutzend Leute aus der Französischen Schweiz, bei Regen hier an den Wägitalersee?»

 

Mit solchen und anderen abstrusen Gedanken laufen wir der grossen Gruppe, die uns gerade überholt hat, hinterher. Wir stutzen zwar noch kurz, da wir der Meinung sind hier südlich an den Felsen vorbei zu müssen. Nehmen dann, aber auch die Aufstiegsspur, die alle anderen eingeschlagen haben. Was sich erst, zuhause, als falsch herausstellen wird. Das ist die Spur zum Redertenstock 2295m der wir folgen.

 

Als wir uns dem falschen Gipfel nähern, hört der Regen auf und das Wetter bessert sich. Was wir vor vier Stunden noch für fast unmöglich gehalten haben, wir erreichen den Gipfel. Also fast, wir stehen auf den Sattel unterhalb vom Redertenstock. Da stehen all die Welschen, die mich überholt haben! Jetzt schlägt meine Stunde! Das Gipfelkreuz, es steht rund 100m höher, im steilen Gelände! Zu Phantom, sag ich noch kurz: «Ich bin gleich wieder da!» Dann laufe ich mit den Skiern los, soweit ich kann, dann klettere ich ohne Ski weiter. Alles im schwierigen Gelände. Ich komme gut und schnell voran und bin nur noch etwa 20m unterhalb vom Gipfel, als ich zurückschaue. Da sehe ich Phantom unten ins steile Gelände einsteigen. Ich denke noch, okay der kann das, kein Problem. Also warte ich bis er bei mir ist und schiess noch ein paar Fotos. Danach gehen wir gemeinsam auf den Gipfel. Ist ja eh nicht mehr weit! Nach einem gemeinsamen Selphy schaue ich noch einmal runter und erschrecke. Mareike aus Berlin die hier in der Schweiz auf Besuch ist und uns auf dieser Tour begleitet folgt uns auf den Gipfel. Sofort brechen wir den Aufstieg ab und eilen Ihr entgegen. Um Himmelswillen, wenn Mareike uns da abstürzt, auf beiden Seiten geht es rund 100m in die Tiefe.

 

Da habe ich wieder einmal was angerichtet, aber ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass sie uns folgen würde. Sonst wäre ich nicht hochgeklettert, das ist für ungeübte viel zu gefährlich. Zum Glück hat Mareike, das auch noch gemerkt und ist stehen geblieben. Herunter ist bekanntlich noch schwieriger als hinauf. Gemeinsam sind wir wieder hinuntergeklettert.

 

Die Abfahrt zum See ist auch noch recht anstrengend. Der nasse Schnee klebte und ca. 70km/h Gegenwind drückt uns den Berg wieder hinauf.

 

Fazit:

Die Voraussetzungen und die Bedingungen waren alles andere als gut, trotzdem ist es eine sehr gelungene Skitour geworden. Nicht zuletzt, wegen der Gruppe, die war spitze. Das wir auf dem falschen Gipfel gelaufen sind merkten wir erst zuhause. Für Melanie und Mareike war es erst die zweite Skitour überhaupt. Respekt, denn es sind, doch fast 1400 Höhenmeter, 14 km und rund 6 Stunden, die wir unterwegs waren. Und das mit schmerzenden Füssen. Ich erinnere mich an den Januar 2012, da hat mich Denise zu meiner ersten Skitour überredet, hier auf den Mutteristock. Von da an hat es mich voll erwischt, ich bin sofort ein begeisterter Skitüreler geworden. Der Mutteristock / Redertenstock ist schon eine besonders schöne Tour, selbst noch bei so schlechten Bedingungen wie heute. 

 

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