Von Amden in den Tanzboden                                  

 

Höhenmeter                   1000m

Start                                 Skilift Mattstock

Ziel                                   Tanzboden, Parkplatz

Zeit insgesamt                >10 h

Schneeverhältnisse        sehr viel Neuschnee

Wetter                             sonnig  

Lawinengefahr                gross    

Ziel erreicht                     ja

Datum                             11.März. 2012

Region                            Speer        

Gruppe                           Phantom, Denise, Daniel

  

Am Anfang stand Phantoms fixe Idee, einmal im Winter den Speer von Amden zum Tanzboden zu queren.

Das wurde von einigen "Experten" als unmöglich eingeschätzt, was die Herausforderung für gewisse Charaktere noch verlockender machte. Die Lawinensituation war auch nicht gerade ungefährlich.

 

Um 7.00 haben wir uns im HB getroffen, um 8.30 trafen wir in Amden ein. Wir beschlossen, den Gulmen auszulassen und mit der Sesselbahn unter den Mattstock zu fahren (1292m). Im Rückblick war das eine entscheidende Entscheidung, ich hätte es sonst wohl kaum geschafft.

Am Anfang ging es auf der frisch präparierten Piste, dann weglos in Richtung Hinter Höchi (1416m). Wir zogen noch locker unsere Spuren durch den frischen Schnee. Am Fuss des Mattstocks treffen wir auf den ersten Lawinenkegel. Dann wurde das Gelände immer steiler. Wir beschlossen durch den Wald abzufahren und in der Talmulde (ca.1300m) in Richtung Oberchäseren weiterzugehen.

Kreuz und quer suchten wir einen Weg durch den Wald zwischen der düsteren kalten Nordflanke des Mattstocks und dem steilen Wald auf der anderen Talseite. Wir verpassten den direkten Aufstieg durch eine Senke und stiegen über einen wunderschönen Schneegrat zur Mättler Höhi (1578m) und dann hinauf zur Alp Oberchäseren (1651). Hier kam zum ersten Mal der tiefverschneite Speer in Sicht. Und es hatte Skispuren im Gipfelhang!

Wir überquerten die Alp und stiegen aufwärtsrechts von uns lag ein Felsband, unten sahen wir zum ersten Mal andere Skitourengänger (es sollte die einzige Begegnung mit Menschen bleiben bis zum Tanzboden). Wir mussten irgendwie da hinunter. Direkt unter dem Flügenspitz (1745m) schien es möglich, also Felle und Schneeschuhe weg. Irgendwie schaffte es sogar ich. Wir fuhren ab zur Herrenalp (1446m).

Da sahen wir sie: die riesige Lawine, die sich vom Speer bis zur Alp hinuntergewälzt hatte. Wir sahen uns den Hang gegenüber an, der sehr steil und alles andere als vertrauenserweckend aussah und wo wir einen weiteren Lawinenzug überqueren mussten. Aber wir sahen keinen anderen Weg. Also wieder Felle aufziehen. Dani ging als erster, er zog eine gute Spur, als er oben war folgte das Phantom, am Schluss kam ich nach. Die andern erwarteten mich bei fast vollständig eingeschneiten Alphütten (1561m). wir standen aber wieder einmal vor einem scheinbar unüberwindlichen Hindernis, einem Felsabbruch, der sich bis zum Gipfel zog. Auf der Karte war zwar ein "Leiterli" verzeichnet, aber das lag irgendwo im Schnee begraben. Ich stieg dem Grat nach aufwärts, bis ich zu einer Stelle kam, wo eine Hasenspur über den Grat hinunter führte. Dani warf seine Skis kurzerhand hinunter und sprang hintendrein in den tiefen Schnee! Mir blieb nichts anderes übrig, also Skiwerfen, Augen zu und springen. Dani stoppte mich, und dann sprang auch das Phantom. Ich folgte der Hasenspur und bald standen wir auf der Passhöhe (1637m). Jetzt sahen wir schon den Tanzboden, unser Ziel! Wir dachten jetzt sei es nur noch ein Spaziergang. Welch ein Irrtum!

Aber zuerst hiess es wieder einmal: Felle und Schneeschuhe weg und losfahren. Aber schon wieder ging es nicht weiter, wieder waren da Felswände. Ich wich in einem grossen Bogen nach rechts aus und musste wieder ein Stück aufsteigen. Dani folgte mir, das Phantom wartete oben und liess sich von Dani an eine Stelle leiten, an der er durch ein steiles Schneefeld die Felsbarriere überwinden konnte. Jetzt waren wir im Talkessel der Elisalp (1450m), und es konnte ja nur noch ein Spaziergang sein.

Wir stiegen über einen Schneegrat auf in Richtung der Senke unterhalb des Chli Speers. Das Gelände wurde immer steiler, es war kein Durchkommem, es gelang mir kaum mehr zu wenden. Wir mussten wiede einmal durch einen steilen Wald abfahren, mit den Fellen, nur das Phantom machte sich noch die Mühe zu wechseln. Das nächste Hindernis war ein Bach. Es hatte eine Schneebrücke darüber, aber die war nur ca. 40cm breit. Von da an hatte es sogar eine Schneeschuhspur, wir folgten ihr und kamen ziemlich erschöpft auf dem Grat  (1509m) an, der zum Tanzboden führte. Dort stand sogar ein Wegweiser, der zeigte: Tanzboden 1h. Also kaum mehr als 20 Minuten mit den Skis, es geht ja fast nur noch abwärts.

Wieder ein Irrtum! Das Gelände war keineswegs so übersichtlich wie erhofft, wir bestiegen ungewollt und unnötigerweise den Tüfentaler Berg (1526m), verloren uns dann noch kurzzeitig aus den Augen, wärend sich ein wunderschöner Sonnenuntergang abspielte. Es ging auf 1393m hinunter, dann wieder auf den Schorhüttenberg auf 1442m. Ich war völlig am Ende meiner Kräfte, als ich die Abfahrt sah. Dann peilten wir noch die falsche Hütte an und fuhren bis auf ca. 1350m hinunter, aber dann schafften wir doch noch die letzten 90 Höhenmeter auf den Tanzboden (1443,4m). 

Die Sonne war unterdessen untergegangen, es wehte ein eisiger Wind, aber wir hatten es geschafft!

Jetzt zogen wir endlich die Felle ab und dann ging es auf der Piste abwärts zum Parkplatz, wo uns Rosmarie abholte, die lange auf uns warten musste. Noch selten war ich so froh, dass ich nicht mit dem Zug nach hause fahren musste. Es war eine anstrengende und  abenteuerliche Tour, die alle unsere Kräfte forderte, aber auch eine unvergessliche.

 

Denise